Alles wird gut – und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

Veröffentlicht am 5. Mai 2025 um 23:10


Zu Beginn dieses Jahres flüsterte mir das Leben etwas zu.


Es sprach nicht laut –
doch deutlich genug, um mich aus der Komfortzone zu tragen.

Vertraue, sagte es.
Und alles in mir zitterte.

Ich merkte, wie wenig Vertrauen ich wirklich hatte,
trotz meiner Spiritualität, trotz aller Worte über Hingabe.
Dann kam er: der Kontrollverlust.
Nicht als Feind – eher wie ein Lehrer,

Fünf Wochen in der Schwebe.
Fünf Wochen ohne Sicherheiten,
ohne Krankenversicherung,
mit Existenzangst als täglichem Begleiter.
Doch unter dem Lärm –
eine unerklärliche, tiefe Ruhe.

Ich griff nach alten Hobbys,
fand Menschen, die mich hielten,
Anker in stürmischer See.
Sie waren wenige,
doch genug.

Schon im ersten Atemzug des Jahres spürte ich:
Etwas ist anders.
Die Energie – leichter.
Mein Motto: Hingabe und Vertrauen.

Ich fand neue Wege, neue Räume,
lauschte den Stimmen anderer
und fand darin Antworten,
die ich lange in mir gesucht hatte.

Der Kontrollverlust nahm mir etwas –
aber er schenkte mir auch.
Er löste den alten Glaubenssatz:
Ich muss wenig haben, um genug zu sein.
Ich begriff:
Es ist kein Zufall, was kommt.
Kein Glück. Keine Strafe.
Es ist einfach das,
was jetzt gebraucht wird.

Leben als Spiegel.
Und ich – mittendrin, lernend.
Nicht jedes Warum war greifbar.
Doch rückblickend –
hatte alles Sinn.

Es war Zeit, Verantwortung zu übernehmen.
Mich meinen Verpflichtungen zu stellen.
Zu erkennen:
Geld ist nicht nur Mittel,
es ist Spiegel meines Selbstwerts.

Ich hörte den verletzten Teil in mir,
der sich klein hielt.
Doch nein.
Ich darf wollen. Ich darf empfangen.
Ohne in Mangel zu verfallen.
Auch wenn es gerade nur zum Überleben reichte.

Ich erweise meinen Respekt jedem,
der in einer ähnlichen Lage ist oder war.
Und zugleich erfüllt mich Traurigkeit,
dass so viele Menschen sich mit so wenig begnügen müssen,
und dadurch ihr Potenzial nicht entfalten können –
ihr Potenzial, wirklich am Leben teilzunehmen.

Denn solche Lebensumstände führen oft in die Einsamkeit,
vor allem, wenn man mit anderen nicht mehr mithalten kann.
Man kann sich keinen Urlaub leisten, keine Kinobesuche
oder gemeinsame Einkaufsbummel mit Freunden –
alles fühlt sich schwer an, als ob jeder Schritt
ein Kampf gegen den Strom ist.

Jede Entscheidung muss kalkuliert werden,
jede Geste unter Kontrolle –
und wo einst Leichtigkeit war,
verblasst die Freude,
die flimmernde Freiheit des Augenblicks.

Und trotz der Schwere, die noch lastet,
darf nun die Leichtigkeit erblühen –
die Leichtigkeit, zu empfangen, zu geben,
zu fließen im Einklang mit dem Leben.

Das Lernen der Hingabe ist ein leiser Tanz,
ein Prozess, der sich mit jedem Atemzug entfaltet.
Hingabe bedeutet für mich, zu vertrauen –
auch wenn der Sturm im Außen tobt,
mit dem tiefen Wissen im Inneren:
Es wird alles gut.

Dieses Vertrauen ist nicht laut,
es ist ein sanftes, flimmerndes Gefühl,
wie ein Flüstern, das mich durchzieht –
die stille, sanfte Stimme,
die mir sagt: 

 Du bist gehalten,
du bist getragen von einem unsichtbaren Netz.