Warum es schlimmer ist, nichts zu sagen, als zu sagen, was Phase ist

Veröffentlicht am 8. Juni 2025 um 22:23

Schweigen ist nicht immer ein schützender Mantel, manchmal fühlt es sich an wie ein Stein, der schwer auf der Brust liegt und die Seele schweigen lässt. Dieses Jahr hat mich gelehrt, wie tief der Schmerz werden kann, wenn Worte fehlen, wenn Fragen in der Stille verhallen und Versprechen wie Sand durch die Finger rieseln.

Dieser Text ist mein Versuch, Licht in das Dunkel der Enttäuschung zu bringen – eine Einladung, den Mut zu finden, das Ausgesprochene anzunehmen und so Raum für Heilung in unserem Inneren zu schaffen.

Die letzten beiden Tage meines 27. Lebensjahres brechen an. In weniger als 48 Stunden beginnt mein Solar Return, und ich spüre, wie mich die vergangenen Monate innerlich beschäftigen. Es war ein Jahr mit mehr Tiefen als Höhen – nicht, um mich zu entmutigen, sondern um mich wachsen zu lassen. Heute kann ich das mit etwas Abstand klar erkennen. In den Momenten selbst war vieles unübersichtlich, und manches hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen.

Ich habe einen neuen Weg eingeschlagen. Ich arbeite inzwischen in einem anderen Bereich als ursprünglich geplant. Mein Auslandsjahr in Portugal habe ich nicht angetreten – Etwas in mir hielt an Leipzig fest – vielleicht aus Liebe, vielleicht aus Angst vor dem Neuen. Stattdessen habe ich mich bewusst zurückgezogen und viel innere Arbeit geleistet. Dabei ist alter Schmerz an die Oberfläche gekommen, teils aus weit zurückliegenden Jahren. 

Es war ein sehr bewegtes Jahr. Menschen, mit denen ich innerlich bereits abgeschlossen hatte, zeigten sich plötzlich noch einmal von einer ganz anderen Seite. Andere wiederum, von denen ich dachte, sie würden länger bleiben, waren letztlich nur für eine bestimmte Zeit an meiner Seite – und entpuppten sich als Enttäuschung.

Aber wir schreiben das Jahr 2025, und solche Erfahrungen überraschen mich nicht mehr.
Im Gegenteil: Es ist fast eine Erleichterung, wenn sich etwas als Illusion entpuppt. Ich glaube fest daran, dass das Universum eingreift, um mich vor Verletzungen zu bewahren.

Und manchmal bestätigen spätere Entwicklungen genau das:
Enthüllungen, kleine Details, Gespräche über Umwege – am Ende kam alles ans Licht. Jede Lüge, jede Unehrlichkeit fand ihren Weg zu mir. Manche sogar auf fast schon absurde Weise – als könnten die Beteiligten das Verheimlichte nicht länger zurückhalten und es sprudelte plötzlich aus ihnen heraus.

Für mein Schreiben war das reiches Material – und, ehrlich gesagt, gab es auch Momente, in denen ich wirklich lachen musste. Manche Geschichten waren so durchschaubar, dass sie von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren.

Eine der größten Erkenntnisse dieses Jahres war für mich:
Es gibt viele Menschen, die keine Verantwortung für sich selbst übernehmen. Vieles blieb offen – unverbindlich, ungeklärt, ohne ein ehrliches Wort zum Abschied. Und genau das tut oft mehr weh als jede klare Wahrheit. Diese emotionale Unverbindlichkeit war für mich schwer auszuhalten. Große Worte wurden ausgesprochen, aber selten von Taten begleitet. Und hier zeigt sich eine Doppelmoral: Reden können viele, doch danach leben – das ist etwas ganz anderes. Für mich ist das nicht nur enttäuschend, sondern in manchen Fällen sogar gefährlich. Besonders dann, wenn andere hingehalten werden, nur damit jemand nicht in der eigenen Einsamkeit versinkt.

Vielleicht klingt das hart. Aber ich rede Dinge nicht mehr schön. Ich nenne sie beim Namen – aus Respekt vor mir selbst. Alles andere wäre genauso unehrlich wie das Verhalten mancher Menschen in meinem Umfeld.

 

Manchmal ist es der größere Mut, das auszusprechen, was längst in uns ruft – auch wenn es schmerzt. Denn nur durch Klarheit entsteht Raum für echte Verbindung. Schweigen schützt nicht. Es bindet. Es hält fest, was längst gehen will. 

Denn tief in uns sehnen wir uns alle nach Verbindlichkeit. Doch aus Angst vor dem Schmerz, der uns wieder treffen könnte – oder der Vorstellung, nicht liebenswert genug zu sein – halten wir andere auf Abstand. Und damit fügen wir uns selbst die tiefsten Wunden zu.

Und so laufen wir weiter – zur nächsten Begegnung,
zur nächsten Hoffnung.
Und das gleiche Spiel beginnt von vorn.

Immer wieder dieselbe Suche im Außen –
und doch ist es der eigene Schatten, vor dem wir wegrennen.